Erkennungssysteme für Straßen-Güter-Monitoring am Westhafen Berlin

Die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH (BEHALA) beabsichtigt, die Ein- und Ausfahrten des Westhafens mit OCR-Systemen auszustatten, um ein Güter-Monitoring mit automatisierter Steuerung und Überwachung von Ein- und Ausfahrtsprozessen zu ermöglichen. Nach der bereits erfolgten Ausstattung des Zuführungsgleises zum Hafenbahnhof mit einem OCR-System (Rail-Gate) sollen nun zwei weitere OCR-Systeme, sogenannte "Road-Gates", an den Ein-/Ausfahrten "Putlitzstraße" (Tor1) und "Beusselstraße" (Tor2) installiert werden. Die dafür benötigte Kamera-/Videotechnik soll an Masten, Säulen oder Gitterkonstruktionen errichtet werden. Neben der Gütererkennung zur Modernisierung des Logistikbetriebs der BEHALA ist eine Durchfahrts- und Zufahrtsregulierung für die übrigen Fahrzeuge, die den Westhafen befahren, zu realisieren. Die vorbereitenden Gründungsarbeiten zur Errichtung der Konstruktionen sowie die Zuleitungen zur Stromversorgung und Datenübertragung werden bauseits bereitgestellt. Gegenstand des Auftrags ist die Lieferung und Inbetriebnahme von OCR-Systemen an den Zufahrten des Westhafens. Die bestehenden Schrankenanlagen des Westhafens sind mit neuen Kennzeichenerfassungssystemen zu errichten und in die OCR-Systeme zu integrieren, um die Betriebsanforderungen sicherzustellen. Im Zusammenhang mit den OCR-Systemen ist für die ein- und ausfahrenden Fahrzeuge ein Informationssystem zu schaffen, das automatisierte Meldungen anzeigt und eine Kommunikation mit den zentralen Anlaufstellen des Westhafens (Terminal oder Pförtner) ermöglicht. Im Ergebnis sind die OCR-Systeme im Zusammenspiel mit den Schrankenanlagen und dem Informationssystem zu einem zusammenhängenden System zur automatisierten Steuerung und Überwachung von Ein- und Ausfahrtsprozessen (Gate Operating Systems - GOS) zu errichten. Der Bieter muss alle notwendigen Komponenten der ausgewählten Lösung beschaffen, liefern, montieren, anschließen, parametrisieren und bis zur endgültigen Abnahme optimieren. Die Lieferung muss alle Komponenten, Einrichtungen und Dokumentationsunterlagen beinhalten, sowie alle Systemkomponenten, die für einen einwandfreien Betrieb notwendig sind (z.B. Portale, Ständersysteme, LED-Beleuchtung, Sensoren). Das System muss rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, zuverlässig mit einer Rate von 98% im Einsatz sein. Das OCR-System Straße dient der Erfassung einfahrender und ausfahrender LKWs auf das Gelände des Westhafens und umfasst ein In-Gate und ein Out-Gate. Die Lösung muss alle gängigen Ladungseinheit-Typen und -Längen verarbeiten können, auch bei nicht konstanten Durchfahrtsgeschwindigkeiten (10 bis 40 km/h). Zu den Ladungseinheit-Typen zählen Container (verschiedene Größen und HC), LKW-Trailer, Kühlcontainer, Wechselbrücken, Tankcontainer und leere Chassis. Das System muss eine Plausibilitätskontrolle der Ladeeinheitsnummer (LE-Nr.) durchführen, inklusive Lesefehlerhinweis, Berechnung der Prüfziffer und Lieferung eines Wertes aus verschiedenen Positionen. Die Transaktionsabwicklung muss eine angemessene Geschwindigkeit aufweisen, um den erwarteten Durchsatz zu bewältigen (Datenlieferung an TOS <= 10 Sek.). Offensichtliche Schäden an Ladeeinheiten und Placards müssen erkannt werden. Die OCR-Erkennung muss in Echtzeit erfolgen. Alle Materialien und Ausrüstungen müssen relevanten Sicherheitsvorschriften entsprechen und für raue Umweltbedingungen geeignet sein. Die Hardware muss für Betriebsbedingungen von -20°C bis +60°C ausgelegt sein. Das System muss über integrierte Ausfallsicherheit (Hard- & Software) verfügen. Die erzeugten Daten müssen per API in Formaten wie Stream (RTSP oder MJPEG), Bilder (JPG, JPEG, PNG) und Video (MKV, MP4, MPEG) bereitgestellt werden können. Die Systeme müssen einen Frontend-Zugang zur direkten Aufschaltung auf Kameras haben. Die verwendete Technik muss standardisiert und erprobt sein. Die Gefahrgutnummer (UN-Nummer) muss mit einer Genauigkeit von mind. 98% erkannt und dem Ladegut zugeordnet werden. Die Erkennungsrate für Gefahrgut-Placards soll bei mind. 98% liegen. Die Gesamterkennungsraten für Container-/ILU-Nummern, UN-Tafeln, Placards, ISO-Codes, Nummernschilder, Achsenanzahl, Ladeeinheitenanzahl und MGW müssen jeweils mind. 98% betragen. Bei Stopp- und Weiterfahrt darf es zu keiner Störung bei der Erkennung und Datenlieferung kommen. Die Komponenten sind so zu wählen, dass Bilder in höherer Qualität geliefert werden können, unabhängig von Witterung und Tageszeit, mit energieeffizienter LED-Beleuchtung. Kameras sollten hochauflösende 2D-Flächenkameras mit mind. 8-10 Megapixel Auflösung und 30 fps sein. Die OCR-Kameras müssen Daten korrekt lesen, verarbeiten und speichern, um manuellen Korrekturaufwand zu minimieren. Die Genauigkeitsrate darf nicht durch Witterung, atmosphärische Bedingungen oder Schmutz beeinträchtigt werden. Kameras, Sensorik, Beleuchtung und Steuerungskomponenten sind in vandalismusgeschützte Stahlsäulen zu integrieren. Ein modularer Aufbau für den Tausch einzelner Komponenten ist zu berücksichtigen. Die Höhe und Auslage von Mast- oder Gitterkonstruktionen muss eine Zeichenerkennung von oben gewährleisten, unter Berücksichtigung von Einschränkungen und freizuhaltenden Bereichen. Statische Berechnungen der Konstruktionen sind im Rahmen der Werkplanung einzureichen. Strom- und Datenverbindungen außerhalb vandalismusgeschützter Gehäuse sind robust zu schützen. Beide Schrankenanlagen sind mit einem KFZ-Kennzeichenerfassungssystem auszustatten, um Durchfahrten zu unterbinden. Nach Einfahrt ist eine Ausfahrt auf der gegenüberliegenden Seite für 20 Minuten gesperrt. Der Pförtnerarbeitsplatz muss Zugriff auf das Kennzeichenerfassungssystem und die Schrankensteuerung haben, um diese manuell zu übersteuern (Schranke öffnen, schließen, dauerhaft offen). Meldungen bei aktiver Ein-/Ausfahrtsperre sind anzuzeigen. Kennzeichen können manuell in eine passwortgeschützte Datenbank hinterlegt werden. Daten von LKWs und PKWs, die nicht Teil der Verladeprozesse sind, sind nach Erfüllung ihres Zwecks zu löschen. Maßnahmen zur Verkehrssteuerung sind zu ergreifen, um Risiken wie zu dichtes Auffahren, Anhalten im Portal, zu schnelle Fahrt oder überdimensionale Ladung zu vermeiden. Komponenten, Schilder und Anzeigen (z.B. Durchfahrtshöhe, Mindestabstand, Ampeln) sind zu berücksichtigen und die Portalstrukturen/Masten damit auszustatten. Programmtechnische Maßnahmen der Verkehrssteuerungen (z.B. Kennzeichenvorerkennung zur Gate-Aktivierung) sind umzusetzen. Die bestehenden Schrankenanlagen werden gegenwärtig über ein Kennzeichenerfassungssystem gesteuert. Der Funktionsumfang der Durchfahrtsregulierung und der manuellen Eingriffsmöglichkeit sind vollständig umzusetzen und in die Ansteuerung der Schranken zu integrieren. Komponenten für die Kennzeichenerkennung müssen auch bei zeitweiser Außerbetriebsetzung der Schrankenanlagen (bis 60 km/h) funktionieren. Steuerungsmodule, Anzeigen und Gegensprechanlagen sind in vorhandene Gehäuse/Standsäulen zu integrieren. Der Rückbau des bestehenden Kennzeichenerfassungssystems ist vorgesehen. Der Systemausbau für die Schrankensteuerung und das GOS beinhaltet zusätzliche ANPR-Kameras, System-, Steuer- und Schaltkomponenten sowie Softwaremodule. Informationsbildschirme sind an den Ein-/Ausfahrten zu errichten, die Fahrer direkt informieren (z.B. über falsche/beschädigte Container, Ausfahrtshinweise, Einfahrverbote). Die Informationsdarstellungen sind so zu parametrieren, dass das Zusammenspiel der OCR-Systeme, Kennzeichenerfassung und Schrankensteuerung gewährleistet ist. Die Anzeigeinhalte sind anpassbar, in mehreren Sprachen darstellbar und mit Symbolen gestaltbar. Es werden Informationsdisplays für Erkennungsweiten von ca. 6m und ca. 2m benötigt, mit Anforderungen an Lesbarkeit, Auflösung, Helligkeit, Betrachtungswinkel und Robustheit (Outdoor-Einsatz, IP56, IK10). Standfüße für die Displays sind ebenfalls erforderlich. Die Netzwerk- und Servertechnik umfasst Auswerterechner, Switche und Datenbankserver zur Verarbeitung und Speicherung der Daten. Gate-Server müssen redundante Netzteile haben und gegen Stromausfälle abgesichert sein. Die zu beschaffenden IT-Geräte sind mit dem Auftraggeber abzustimmen. Der DSGVO-konforme Umgang mit Daten ist sicherzustellen. Eine Bedienstation für das Terminal und eine zusätzliche Bedienstation für den Pförtner sind erforderlich. Das Softwarepaket für das Gesamtsystem (GOS) und die Bedienstationen muss die Erfassung, Steuerung, Erkennung und Weiterverarbeitung von Bildern und Daten ermöglichen. Die Systemintegration in das TOS (Terminal Operation System) ist erforderlich, inklusive Schnittstellen und Datenprotokollen. Die Inbetriebnahme der OCR-, Kennzeichenerfassungs- und Darstellungssysteme mit Tests zur Funktionsfähigkeit ist durchzuführen. Eine Erstausbildung der Nutzer ist Teil der Inbetriebnahme. Die Abnahmeprüfung umfasst Tests zur Bildqualität, Genauigkeit (Kennzeichen, Container-/ILU-Nummern, Gefahrgut, ISO-Code, MGW, Achsen, Ladeeinheiten), Datenlieferungsgeschwindigkeit, Ausleuchtung, Verkehrsregelungselemente, VoIP-Qualität, manuelle Überbrückung, TOS-Integration und End-to-End-Prüfung. Die Erreichung der Mindest-Erkennungsraten wird über einen Zeitraum von 5 Tagen bewertet. Die Einweisung und Erstausbildung der Nutzer in das System ist in deutscher Sprache durchzuführen. Zusätzliche Schulungen sind als Bedarfsposition vorgesehen. Die Dokumentation umfasst Bestandsdokumentation, Bedienungsanleitungen, IP-Adressentabellen, Bautagesberichte, Datenblätter, Prüfzeugnisse, Werk- und Montagepläne, Revisionspläne, behördliche Nachweise und Statik-Nachweise. Detaillierte Handbücher in deutscher Sprache für Betrieb und Wartung sind zu erstellen. Die Wartung der technischen Anlagen umfasst Hardwarekomponenten und Softwarepflege/Monitoring für die Dauer der Mängelbeseitigungsfrist von 5 Jahren. Die Wartung beinhaltet regelmäßige technische Inspektionen, Einstellarbeiten, Reinigung und Störungsbeseitigung. Die Softwarepflege umfasst technische Kontrolle der Daten, Überprüfung der Datenbasis, Anlernen neuer Datensätze und Installation von Updates.