EU-Schwellenwerte - Bedeutung und Funktion im deutschen Ausschreibungswesen
Schwellenwerte spielen im Bereich der öffentlichen Auftragsvergabe eine zentrale Rolle. Sie sind die Beträge, ab denen Ausschreibungen öffentlich ausgeschrieben werden müssen und bestimmte Vergaberegeln greifen. In Deutschland und der EU sind diese Schwellenwerte gesetzlich festgelegt und sollen für mehr Transparenz und Chancengleichheit im Vergabewesen sorgen. Oft werden sie auch im Zusammenhang mit nationalen Wertgrenzen genannt, die insbesondere für Verfahren unterhalb der EU-Schwellen relevant sind.
Warum gibt es Schwellenwerte in der öffentlichen Vergabe?
Die Einführung von Schwellenwerten verfolgt das Ziel, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und Marktteilnehmer gleich zu behandeln. Schwellenwerte helfen, größere Aufträge einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, während sie gleichzeitig kleinere Aufträge von aufwändigen Vergabeverfahren befreien.
Schwellenwerte in Deutschland und der EU
In Deutschland werden die Schwellenwerte regelmäßig angepasst und orientieren sich an den EU-Vergaberichtlinien. Die EU legt verschiedene Schwellenwerte fest, die je nach Auftraggeber und Art des Auftrags unterschiedlich hoch ausfallen. Hier sind einige gängige Kategorien und ihre spezifischen EU-Schwellenwerte, die ab dem 01. Januar 2026 ****gelten:
- Bauaufträge im Bereich von öffentlichen Auftraggebern, Sektorenauftraggebern und für Baukonzessionen: 5.404.000 Euro zzgl. MwSt.
- Liefer- und Dienstleistungsaufträge
- Öffentlicher Auftraggeber: 216.000 Euro zzgl. MwSt.
- Sektorenauftraggebern: 432.000 Euro zzgl. MwSt.
- Zentrale oberste Regierungsbehörden: 140.000 Euro zzgl. MwSt.
Diese Schwellenwerte werden regelmäßig überprüft und angepasst, um wirtschaftlichen Entwicklungen und Marktschwankungen gerecht zu werden.
Wie wirken sich Schwellenwerte auf das Ausschreibungsverfahren aus?
Abhängig von der Höhe des Auftragswertes gibt es unterschiedliche Vorschriften und Vergabeverfahren. Wenn ein Auftrag den jeweiligen Schwellenwert überschreitet, muss dieser in der Regel europaweit ausgeschrieben werden, was durch Veröffentlichungen im Amtsblatt der Europäischen Union (TED – Tenders Electronic Daily) erfolgt.
- Auftragswert überschreitet den EU-Schwellenwert Wenn ein Auftrag den jeweiligen Schwellenwert überschreitet, muss dieser in der Regel europaweit ausgeschrieben werden. Die rechtliche Grundlage bilden hier das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) und die Vergabeverordnung (VgV). Die Veröffentlichung muss verpflichtend im Supplement zum Amtsblatt der Europäischen Union, dem Tenders Electronic Daily (TED), erfolgen.
- Auftragswert liegt unterhalb des EU-Schwellenwerts Liegt der Auftragswert unterhalb der EU-Schwellenwerte, gelten die Bestimmungen für nationale Vergaben, wie die Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) für Liefer- und Dienstleistungsaufträge sowie die VOB/A für Bauleistungen. Hier greifen zusätzlich landesspezifische Wertgrenzen, die bestimmen, ab welchem Betrag eine bestimmte Verfahrensart zulässig oder verpflichtend ist. Die Auftragsbekanntmachung erfolgt dann auf nationalen oder landesspezifischen Vergabeplattformen.
Für Bieter ist es wichtig, die jeweiligen Grenzwerte zu kennen und die korrekten Veröffentlichungsorte wie TED sowie die nationalen Vergabeportale zu monitoren, um keine öffentliche Vergaben zu verpassen.
Tipp: Mit Vergabepilot.AI kannst du einfach und zentral nach allen nationalen Ausschreibungen und EU-weiten Vergaben suchen, ohne alle Portale einzeln prüfen zu müssen.
Spezielle Regelungen nach Leistungsart
Je nach Art der ausgeschriebenen Leistung gelten im Vergaberecht unterschiedliche Vorschriften. Für Bauleistungen ist die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/A) maßgeblich, während für Liefer- und Dienstleistungen die Unterschwellenvergabeordnung (UVgO) beziehungsweise die Vergabeverordnung (VgV) Anwendung findet. Das bedeutet:
- Bauaufträge unterhalb der Schwellenwerte werden nach den Regeln der VOB/A vergeben.
- Für Liefer- und Dienstleistungen unterhalb der Schwellenwerte kommt die UVgO zum Einsatz, sofern sie im jeweiligen Bundesland eingeführt wurde, andernfalls gilt Teil A der VOL/A.
- Oberhalb der Schwellenwerte greifen die europaweiten Vorschriften, wobei die genaue Regelung von der jeweiligen Leistungsart abhängt.
Diese Differenzierung ist wichtig, da sich die formalen Anforderungen, Verfahrensarten und Bekanntmachungspflichten je nach Leistungsart und Schwellenwert unterscheiden. Wer regelmäßig an Ausschreibungen teilnimmt, sollte daher immer prüfen, welche Regelungen für den jeweiligen Auftragstyp gelten.
Häufige Fragen zu Schwellenwerten
- Wer legt die Schwellenwerte fest?
- Die EU-Schwellenwerte werden von der Europäischen Kommission festgelegt. Sie werden regelmäßig angepasst, um dem europäischen Binnenmarkt Rechnung zu tragen.
- Wie oft werden die Schwellenwerte aktualisiert?
- Die Schwellenwerte werden in der Regel alle zwei Jahre von der EU überprüft und angepasst, um wirtschaftlichen und währungstechnischen Entwicklungen gerecht zu werden.
- Wo finde ich die aktuellen Schwellenwerte?
- Aktuelle Schwellenwerte können Unternehmen und öffentliche Auftraggeber auf den EU-Vergabeportalen (wie TED) oder den nationalen Vergabeplattformen finden.
Für eine Übersicht der aktuellen Schwellenwerte können Unternehmen und öffentliche Auftraggeber die EU-Vergabeportale nutzen oder sich an die zuständigen Vergabestellen wenden.
Fazit
Schwellenwerte sind ein zentrales Steuerungsinstrument im öffentlichen Vergabewesen. Sie bestimmen, ob ein Auftrag europaweit oder national ausgeschrieben werden muss und sorgen damit für transparente, faire und wirtschaftliche Vergabeverfahren. Durch die klare Abgrenzung zwischen EU-weiten und nationalen Verfahren erhalten Bieter verlässliche Orientierung, welche Regeln gelten und wo relevante Bekanntmachungen veröffentlicht werden. Wer die aktuellen Schwellenwerte kennt, kann Ausschreibungen gezielt monitoren und strategisch besser planen. Da die Werte regelmäßig angepasst werden, lohnt es sich, stets auf dem neuesten Stand zu bleiben. Digitale Tools wie Vergabepilot.AI erleichtern es, sowohl nationale als auch EU-weite Vergaben zentral im Blick zu behalten und keine Chance im Wettbewerb zu verpassen.